Liebe in Zahlen

Seit zwei Wochen stehe ich vor einem Problem. Zugeben, die wichtigsten Schritte zur Lösung habe ich vermutlich schon hinter mir und zwar im Schnellverfahren, das, wie der Name nun mal andeutet, zwar schnell und zumindest halbwegs kompetent Lösungen parat hat, aber nicht ganz darauf achtet, ob derdiedas Betroffene eigentlich folgen kann. Ich kann es nun nicht so unbedingt – es hat mit Gefühlen zu tun, und da liegen meine Kompetenzen eher in dem Bereich, der sich damit beschäftigt, bei jedweder Regung gleich in Tränen auszubrechen. Mit anderen Worten kann ich das „Vor Freude heulen“ wirklich sehr gut auf die Spitze treiben, aber dadurch auch nicht sonderlich mit meinen Gefühlen umgehen.

So weit, so gut. Mit der Situation komme ich nun fast 18 Jahre ganz gut zurecht, mit zwischendurch etwas verheulten Phasen. Dann kam das Leben daher und erklärte, ich könnte mich bittedankeschön verlieben, griff sich das Popcorn und schaute zu.
(Ihr müsst wissen, bei der letzten Geschichte mit mir und der Liebe in den Hauptrollen habe ich mich so böse mit meinem besten Freund zerstritten, dass wir mehr durch Zufall wieder angefangen haben zu reden)
Bevor ihr fragt, nein, es ist alles gut gelaufen, nachdem ich erstmal meinen halben Freundeskreis befragt habe, ob ich krank bin („Herr Doktor, ich habe Zuneigung!“), ob das so sein darf und was ich jetzt bitteschön mit mir machen soll, weil so ist das ja nun wirklich kein ansehlicher Zustand. Dann die Sache mit dem „Ich müsste es ja schon irgendwie mitteilen, weil von alleine kommts ja nicht drauf, dass ich da eventuell Zuneigung habe“, das mich dann nicht wie geplant eine Woche sondern zwei Tage sämtliche Nerven gekostet hat und jetzt sitz ich hier und bin immer noch verliebt und leicht ratlos.

Ich glaube, dass wir beide jetzt zusammen sind. Ich habe gefragt und gesagt bekommen, ja, sind wir. Aber ich bin mir nicht sicher. Ganz tief im Inneren wünsche ich mir ganz naiv eben doch diesen Fragebogen, wo ich abhaken und ankreuzen kann und wo am Ende das Ergebnis steht, „Ja ihr seid zusammen“ oder eben „Nein, seid ihr nicht“. Ich wünsche mir eine Liste, wo der Unterschied zwischen Freundschaft und Beziehung steht und was das alles bedeutet.Ich wünsche mir die simple Angabe, wie viel Platz dieses „Du“ in meinen Gedanken haben sollte. Ein bisschen wünsche ich mir Anleitung, weil ich keine Ahnung habe, wie Liebe geht. Ich kann das Wort buchstabieren, ich kann es definieren (Wie eine Krankheit, mit dem Unterschied, dass man es so will (Meistens)), aber ich kann es nicht anwenden. Ich kann ja schlecht drauflosprobieren, denn es geht hier ja um Menschen, das habe ich wohl verstanden, und eben nicht um Sachen (Und der Tatsache, dass mir nicht wenige Menschen diese simple Erkenntnis als Erfolg anrechnen, muss ich auch noch einen Blogpost widmen). Und Menschen kann man nicht auseinanderschrauben.

Und nun sitz ich hier, mit meinem Problem, und würde Liebe gern in Zahlen sehen, auf Papier gedruckt, in Diagrammen und Prozenten ausgewertet, aufbereitet, wie eine Versuchsanordnung.
Ich weiß, es geht nicht. Jeder Mensch ist anders, das predige ich ja selbst Tag für Tag und rege mich auf, wenn es schon wieder jemand nicht versteht. Das ist es, was Gefühle so schwierig macht und weswegen ich nicht ganz so gut mit ihnen kann. Dass sie sich nun einmal genau das bisschen zu wenig um Regeln scheren.

Und mein Problem? Ich möchte alles richtig machen. Ganz naiv und ganz klein, dieser Wunsch, und ganz niedlich, wenn ich meine Freunde frage. Aber irgendwie kommt mir die Weltrettung aktuell noch ein bisschen einfacher vor.
Ich stehe eben noch am Anfang mit dieser ganzen Geschichte. Und ja, ich habe verflucht viel zu lernen. Für manche ist es Teilchenphysik, für mich ist es halt Liebe.

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9 Antworten zu Liebe in Zahlen

  1. Anita schreibt:

    Liebes Siliel,

    das wichtigste bei der Liebe, im Gespräch bleiben!

    LG Anita

  2. mellissandra schreibt:

    ich bin 51 und ich kann dich sooo gut verstehen
    es gab zeiten, da hatte ich auch „zuneigung“ und habe versucht das mit excel darzustellen
    du bist also nicht die einzige, die sich nach einer ZDV (http://de.wikipedia.org/wiki/Zentrale_Dienstvorschrift) liebe sehnt

  3. Kiamara schreibt:

    Huhu =)
    Erstmal Glückwunsch, dass alles gut gelaufen ist bisher! ❤
    Weißt du was? Gib demjenigen diesen Artikel hier zu lesen.
    Und schreib im Zweifelsfall Briefe, wenn du etwas nicht mündlich fragen oder klären kannst oder willst. Mir hat das immer sehr geholfen, wenn ich zu schüchtern war, ein Thema anzusprechen =)

  4. Ismael Kluever schreibt:

    Oh, du kannst defnieren, was Liebe ist?
    Könntest du dann, bitte bitte, diesen Blogpost entsprechend kommentieren, um die geneigte Leserschaft auf den aktuellen Stand der Wissenschaft zu bringen? 😉

    „Wie definierst Du Liebe?“

    Ach liebes Siliel, – du hast ihn gefragt und er hat „ja“ gesagt! Wie wunderbar! 🙂
    Bestell ihm unbekannter Weise einen lieben Gruß von mir, sag, dass ich ihn beneide, und er soll gut auf dich aufpassen! ^^
    Ich wünsche euch beiden ganz viel frohes Herzlopfen und alles Schöne, was so dazu gehört!

  5. Eva schreibt:

    Sind wir zusammen oder nicht? Durch die Frage machst Du Dich schon zum Opfer. Du bestimmst doch zur Hälfte, ob ihr zusammen seid. Wenn er von seiner Seite aus “ja” gesagt hast, ist es an Dir.
    Angst vor der eigenen Courage? Nur ja nicht. Du hast es doch in der Hand.
    Übrigens glaube ich daran, dass Menschen Klartext reden können und dass sie auf Spielchen verzichten können. Mein Mann und ich schaffen das seit 17 Jahren.

    • dassiliel schreibt:

      Mach ich mich zum Opfer, nur weil mir ein Raster fehlt, mit dem ich korrekt einordnen kann? Es ändert nichts an der Tatsache, dass es einen Menschen gibt, den ich gern habe und dem ich vertraue. Davon abgesehen ist die Sache weitaus komplizierter, als ich sie darstellen möchte.

      Natürlich bestimme ich auch. Das steht außer Frage. Aber ich bin noch dabei auszuloten, wie das alles funktioniert und was richtig ist für mich. Denn – oh Wunder – ich habe keinen Plan.

      Davon abgesehen habe ich das Wort Opfer in den letzten Jahren mit mir im Zusammenhang nur als Beleidigung erlebt, bin deswegen nicht ganz so gut drauf zu sprechen und entschuldige mich dafür, etwas angefressen zu reagieren.

      • Anita schreibt:

        Nein, Du machst Dich nicht zum Opfer. Welch absolut blödes Wort.

        Und Du darfst fragen. Ein Mensch, der Dich ehrlich mag, der wird Dir ehrlich antworten. Fragen gehört zum Erfahrung sammeln. 😉

  6. colloquium schreibt:

    mach dir nicht so viel gedanken. dem andern gehts genauso. liebe ist emotionen und ein grosser schuss hormone. das ist nix logisches. geniessen wenn man zusammen ist, leiden wenn nicht. das man dabei nix mehr auf die reihe bekommt weil die gedanken matsch sind, damit muss die umwelt klar kommen. drueck dir die daumen.

  7. MianArkin schreibt:

    Was ich bisher über Liebe erfahren habe ist, das sie einem Heroininduziertem Rausch nahekommt, mit entsprechenden Begleiterscheinungen wie eingeschränkte Logische und Kausale Lagebewertung sowie verminderter Steuerungsfähigkeit.
    Inwieweit sich diese auf das Alltägliche Leben Auswirken kann ich nicht sagen da ich bisher (und nach meiner Einschätzung auch bis zum Ende meines Lebens) solchen Effekten nicht zum Opfer gefallen bin.

    Meiner Einschätzung nach besteht kein sonderlich großer Unterschied zwischen einer Liebesbeziehung und einer guten Freundschaft.
    Ansich ist es bei beiden Arten relevant der Person keine Einschränkungen aufzuerlegen, Freiwilligkeit im Handeln und Denken erhält die Zwischenmenschliche Beziehung, bei Unterdrückung oder Manipulation des „Charakters“ des Ziels erfolgen oft Zerwürfnisse und Spannungen.

    Nicht sehr hilfreich, nicht war XD .

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